Pflegemodell nach Dorothea Orem

Dorothea Orem’s Pflegemodell ist eine Selbstpflegedefizit – Theorie. Ziel ist, durch die Arbeit der Pflegenden die Pflegebedürftigen zu schulen und anzuleiten, damit sie einen möglichst großen Bereich als Selbstpflege übernehmen können. Die Pflegebedürftigen werden also nicht passiv gepflegt, sondern aktiv in die Pflege einbezogen. Die Arbeit der Pflegenden besteht nicht mehr nur darin, bestimmte pflegerische Verrichtungen durchzuführen, sie wird vielmehr um eine wichtige pädagogische Aufgabe erweitert. Die Pflegenden müssen die Pflegebedürftigen in Selbstpflege schulen und deren Selbstpflegekompetenz immer wieder stärken und verbessern.

Die Pflegeplanung muss diesen Aufgaben gerecht werden. Sie darf nicht nur die durchzuführenden Pflegearbeiten enthalten, vielmehr beschreibt sie auch, wie weit Selbstpflegekompetenz vorhanden ist und wo sie genutzt werden kann. Ferner gibt sie an, wo die Selbstpflegekompetenz erweitert werden könnte und wie das geschehen soll.

Die Pflegenden selbst müssen zusätzliche Fähigkeiten entwickeln. Sie müssen in der Lage sein Pflegebedürftige zu schulen. Das erfordert pädagogische Fähigkeiten. Pflegende müssen die Pflegebedürftigen zum Lernen motivieren können, ihnen Lernziele vermitteln können und Lernerfolge wahrnehmbar machen.

Wir verwirklichen im Seniorenheim Ingrid Brickwedel dieses Pflegemodell durch folgende Schritte:

Wir klären, was der/die zu Pflegende unter seinen/ihren geistigen und körperlichen Bedingungen selbst tun könnte, um seinen/ihren Pflegebedarf zu decken. Damit wird das Soll an Selbstpflege umschrieben.

Wir halten fest, was der/die zu Pflegende zur Zeit tatsächlich ausführt und stellen damit den Ist-Zustand fest.

Der Unterschied zwischen diesen Soll- und Ist-Werten ist das Selbstpflegedefizit.

Nun ermitteln wir die Ursachen des Selbstpflegedefizits. Wir prüfen z.B. welche Rolle fehlende Kenntnisse spielen, welche Bedeutung fehlende Motivation hat und ob das eigene Verhalten der Pflegenden Probleme aufweist.

Je nach den Ergebnissen der Ursachenanalyse wird nun festgelegt durch welche Maßnahmen das Selbstpflegedefizit abgebaut werden soll. Z.B. durch Informations-vermittlung, durch bessere Motivation und Ermutigung, durch bessere Gestaltung der Hilfsmittel , durch Trainingsarbeit mit intensiver Anleitung, usw.

Durch unser Pflegekonzept wollen wir auf unsere Bewohnerrinnen und Bewohner in besonderer Weise eingehen. Wir wollen ihnen die Erfahrung vermitteln, dass sie noch aktiv ihr Leben gestalten können und nicht passive Opfer ihrer Geberechen sind.

Nach Dorothea Orem’s Pflegemodell kann ein Mensch zwar krank sein, aber trotzdem keine Pflege benötigen – weil er sich selbst pflegt. Ein Mensch kann aber auch gesund sein und trotzdem der Pflege bedürfen – weil er ein hohes Selbstpflegedefizit hat.